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Viele Notfälle: Rettungswachen müssen ihr Personal aufstocken

Viele Notfälle: Rettungswachen müssen ihr Personal aufstocken

In zwölf Minuten sollen die Retter am Einsatzort sein. Manchmal ist das nicht zu schaffen. Die Krankenkassen zahlen jetzt Geld für mehr Sanitäter und Rettungswagen im Vogtland.

Jens Leistner - Geschäftsführer des Rettungszweckverbandes Südwestsachs Foto: Ellen Liebner
Jens Leistner – Geschäftsführer des Rettungszweckverbandes Südwestsachs Foto: Ellen Liebner

Von Manuela Müller
erschienen am 18.10.2017
Oelsnitz/Klingenthal. Die Sanitäter hecheln im Rettungswagen von Patient zu Patient. Morgens zwischen neun und zehn Uhr geht ein Notruf nach dem anderen ein, sagt Jens Leistner, Chef des zuständigen Rettungszweckverbandes Südwestsachsen: “Allein in Plauen könnte ich für diese Stunde acht Rettungswagen mit Besatzung gebrauchen.”

Doch die Stadt muss mit vier Autos auskommen. Ähnlich sieht es in anderen Landstrichen aus. In Oelsnitz steuern die Retter immer mehr Patienten an, ebenso im Göltzschtal. Die Einsatzzahlen steigen Leistner zufolge jedes Jahr um zwei bis drei Prozent in der Region. “Es geht seit 20 Jahren nach oben”, sagt Leistner.

Der Zweckverband muss jetzt nachbessern. Nach Verhandlungen mit den Krankenkassen bekommt er Geld, um zusätzliches Personal einzustellen und Rettungswagen zu beschaffen. Im Vogtland werden ab Februar 17 neue Notfall- und Rettungssanitäter eingesetzt. Im gesamten Gebiet des Rettungszweckverbandes, zu dem neben dem Vogtland auch Zwickau gehört, sind es 35. Das sind mehr als sieben Prozent neue Stellen, denn in Südwestsachsen sind 500 Retter unterwegs.

Vor zwei Jahren hatte der Zweckverband zuletzt Mitarbeiter aufgestockt. Ein mit den Krankenkassen vereinbartes System regelt, in welchem Gebiet wann wie viele Rettungswagen fahren. Das System soll wirtschaftlich und dem Bedarf angemessen sein. Aller zwei Jahre prüft ein externer Gutachter die Zahlen im Zusammenhang mit den Krankenkassen.

Beispiel oberes Vogtland. Dort fahren tagsüber zwei Rettungswagen und nachts einer. Ab Februar kommt rund um die Uhr ein zusätzlicher Wagen. “Wir erwarten eine deutliche Verbesserung”, sagt Jens Leister. Im Göltzschtal stehen künftig fünf statt vier Fahrzeuge, und in Plauen rollen nachts drei statt zwei.

Laut Gesetz müssen die Retter in zwölf Minuten beim Patienten sein. Der Zweckverband schaffte diese Frist vergangenes Jahr in 88 Prozent seiner Einsätze. Damit belegt er in Sachsen Platz drei hinter der Stadt Dresden und dem Landkreis Leipzig, so der Geschäftsführer des Zweckverbandes. Ziel sei es, in 90 Prozent der Einsätze die gesetzlich vorgeschriebene Zeit einzuhalten. Manchmal bekomme ein Rettungsteam den nächsten Einsatz zugewiesen, während es noch einen anderen Patienten versorge. Mitunter schicke der Disponent dann den Hubschrauber los.

Pro Tag rücken die Rettungswagen im Vogtlandkreis und im Landkreis Zwickau im Schnitt 438-mal aus. Zwischen 30 und 40 Prozent davon seien keine Notfälle für den Rettungsdienst. Darunter laute Familienstreits, bei denen verunsicherte Nachbarn den Notruf wählen und Beschwerden, die der Hausarzt behandeln kann.

Eine Lösung sieht Leistner unter anderem darin, den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst mit in seinem Verband zu disponieren. Dann könne entschieden werden, wo ein Notarzt helfen müsse und wo ein niedergelassener Bereitschaftsarzt. Zumindest in Plauen habe es erste Versuche gegeben, den Bereitschaftsärzten einen Fahrdienst bereitzustellen.

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RETTER SPÜREN MEHR AGGRESSIVITÄT

Zwar sind Übergriffe auf Sanitäter im Vogtland noch die Ausnahme. Doch der Ton ist deutlich rauer geworden.

Von Uta Pasler
erschienen am 18.04.2017

Plauen. Übergriff auf Rettungs- sanitäter: Immer wieder hört man bundesweit derartige Schlagzeilen. Der Rettungszweckverband Südwestsachsen, der territorial für den Vogtlandkreis und den Landkreis Zwickau zuständig ist, ist für rund 500 Notfallsanitäter und 166 Ärzte in der Region verantwortlich. Vor zwei Jahren ließ der Verband zuletzt ermitteln, wie gefährdet die Helfer im Einsatz sind. Geschäftsführer Jens Leistner zufolge wurden alle Leistungserbringer gebeten, jede Tätlichkeit gegen Personen und Sachen zu melden. Ergebnis: Es gab zwei Vorfälle. In Plauen wurde vor dem Asylbewerberheim ein Rettungswagen demoliert, in Zwickau ein Rettungssanitäter bei einem häuslichen Einsatz mit einem Messer bedroht.

Zwei Vorfälle in zwei Jahren sind für die Verantwortlichen zwar noch immer zwei Vorfälle zuviel. Dennoch sehen sie keinen Grund, besondere Maßnahmen zu ergreifen. Leistner: “Es sind Ausnahmen, wenn man bedenkt, dass wir im Vorjahr 60.000 Einsätze hatten. Die meisten Leute sind froh und dankbar, dass ihnen geholfen wird.”

Was allerdings deutlich zugenommen habe, ist die verbale Gewalt. “Der Ton in der gesamten Gesellschaft ist rauer geworden. Beschimpfungen und Beleidigungen sind auch bei uns eher tägliches Brot”, sagt Dr. Bernd Krämer, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes. Einer schimpft, weil die Rettungskräfte angeblich zu spät sind. Ein anderer gibt unflätige Antworten, wenn ein Sanitäter bittet, den Fernseher leiser zu stellen. Das Anspruchsdenken der Bevölkerung hat sich geändert, sagt Krämer, der seit mehr als 30 Jahren im Rettungsdienst tätig ist. Gerade Einsätze am späten Abend in Gaststätten oder bei öffentlichen Veranstaltungen würden selten störungsfrei ablaufen. Drogen und Alkohol spielen eine Rolle.

Leistner zufolge sei lange diskutiert worden, ob die Retter Schutzwesten tragen sollten. “Zurzeit empfehlen wir es nicht”, sagt der Chef des Rettungszweckverbands. Vielmehr setze der Verband mit den Trägern auf Weiterbildung: Deeskalationstraining, Konfliktbewältigungsstrategien, interkulturelles Kompetenztraining. Etwa bei Ausländern muss das Team darauf gefasst sein, dass die ganze Familie dabeisteht.

Gegen die Westen spricht Krämer zufolge deren Gewicht. Diese den ganzen Dienst über zu tragen, sei kaum möglich. Doch wann überziehen? Nach Aussagen des Notarztes sind Angriffe schwer voraussehbar: “Sie entstehen urplötzlich aus einer ganz normalen Situation heraus”, sagt er. Gut fahren die Retter mit der Regelung, bei brenzlig klingenden Einsätzen auf die Polizei zu warten.

Laut Bundesregierung wurden im Jahr 2015 rund 68.000 Vollstreckungsbeamte, Feuerwehrmänner, Katastrophenschützer und Rettungssanitäter Opfer von Gewalt. Im Februar hat die Bundesregierung reagiert und ein Gesetz verabschiedet, dass diese Personen besser schützen soll. Danach wird bestraft, wer bei Unglücksfällen jene Nothilfeleistenden durch Gewalt oder durch Drohung behindert. Freiheitsstrafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren drohen. Leistner: “Es ist ein gutes Signal für die Rettungskräfte.

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Eine Rettungswache statt zwei

In das neue Objekt in Glauchau werden 14 Fahrzeuge passen. Der Zweckverband betritt mit diesem Projekt Neuland.

Von Holger Frenzel
erschienen am 14.11.2016

Glauchau. Im Frühjahr 2017 sollen die Arbeiten für den Bau einer neuen Rettungswache im Gewerbegebiet Nordwest in Glauchau beginnen. “Zurzeit werden die Ausschreibungen vorbereitet, damit wir sofort nach den Wintermonaten anfangen können”, sagt Jens Leistner, Geschäftsführer des Rettungszweckverbandes Südwestsachsen. Bis Mitte des Jahres 2018 sollen die Arbeiten beendet sein. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro.

Dabei entsteht in Glauchau eine Rettungswache im XXL-Format. Das wird bei einem Blick auf die Baupläne deutlich. Die Fahrzeughalle wird mit einer Grundfläche von 765 Quadratmetern errichtet. Hier ist einmal Platz für 14 Fahrzeuge. Es handelt sich um vier Rettungstransportwagen, vier Krankentransportwagen und zwei Notarzteinsatzfahrzeuge. Zudem entstehen Stellplätze für Reservefahrzeuge und eine Waschhalle. Hinter der Fahrzeughalle wird – ebenfalls als Flachbau – ein Sozialgebäude mit einer Grundfläche von 668 Quadratmetern errichtet.

Das Sozialgebäude wird mit 50 Umkleideplätzen für Männer und 16 Umkleideplätzen für Frauen eingerichtet. Neben den Sanitärbereichen sollen sechs Ruheräume sowie Aufenthaltsbereiche für die Notärzte entstehen. Zudem bekommt die Rettungswache einen Besprechungsraum mit einem dazugehörigen Stuhllager, Büros und Medikamentenlager. Das Gebäude wird mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.

Jens Leistner ist bereits seit 1994 für den Rettungszweckverband tätig. “So ein großes Projekt wie nun in Glauchau haben wir seitdem in unserem Zuständigkeitsbereich noch nicht in Angriff genommen. Weder von der Grundfläche noch von den Kosten”, sagt Jens Leistner. Im Außenbereich sollen zudem die Zufahrt asphaltiert und 35 Stellplätze mit Ökopflaster angelegt werden.

Die Rettungswachen, die vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betrieben werden, befinden sich bislang noch an zwei Standorten: An der Plantagenstraße in Glauchau und am ehemaligen Krankenhaus in Meerane. “Dabei handelt es sich aber jeweils um ältere Gebäude, an denen es einen großen Investitionsbedarf gibt”, sagt Jens Leistner. Zwischen Mai und Oktober 2015 hat der Rettungszweckverband mit einer Testwache die Situation am künftigen Standort an der Siemensstraße untersucht. Das Ergebnis: In mehr als 95 Prozent aller Einsätze konnte die Hilfsfrist von zwölf Minuten eingehalten werden. Auf dieser Grundlage konnten die Planungen vorangetrieben und im Juni 2016 ein 1400-Quadratmeter-Grundstück von der Stadt erworben werden. Nach der Fertigstellung des Neubaus gibt der Verband die beiden alten Standorte auf.

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 Foto: Tilo Steiner
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Rettungszweckverband erhält 22 neue Krankentransportwagen

erschienen am 03.11.2015

Zum Fuhrpark des Rettungszweckverbandes Südwestsachsen gehören seit gestern 22 neue Krankentransportfahrzeuge. Sie wurden am Vormittag in Plauen übergeben und bieten Mitarbeitern und Patienten künftig noch mehr Bedienerfreundlichkeit beziehungsweise Komfort. So reduzieren sich beispielsweise durch den Einsatz einer Auffahrrampe am Fahrzeug die Lasten, die die Rettungsdienstmitarbeiter heben und tragen müssen. Beim Ausbau der Fahrzeuge habe man besonderes Augenmerk auf arbeitsmedizinische Aspekte gelegt, so Verbands-Geschäftsführer Jens Leistner. 1,37 Millionen Euro waren für den Kauf notwendig. Das Geld wurde von den gesetzlichen Krankenkassen zur Verfügung gestellt. Die alten Transporter hatten eine durchschnittliche Nutzungsdauer von sieben Jahren und eine Laufleistung von je 280.000 Kilometern. Zum Fuhrpark des Rettungszweckverbandes gehören 130 Fahrzeuge, davon alleine 58 Krankentransportwagen.

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Foto: Ellen Liebner