Wenn das Netz zusammenbricht: Wie sich das Vogtland für einen Blackout oder andere Katastrophen wappnet
Von Gunter Niehus
Wenn der Strom für längere Zeit ausfällt, funktionieren bald auch keine Handys mehr. Damit man trotzdem einen Rettungswagen rufen kann, richtet der Kreis Notfallmeldestellen ein. Wie findet man sie?
Vogtland. In Klingenthal hätte man die neue Idee 2021 gut gebrauchen können. „Von früh bis tief in die Nacht war damals der Strom weg“, erinnert sich Landrat Thomas Hennig (CDU). Damit selbst bei Blackouts oder anderen, lang andauernden Stromausfällen zuverlässig Krankenwagen und Feuerwehr gerufen werden können, richtet der Kreis Notfallmeldestellen in allen Städten und Gemeinden ein. Ihr Zweck: Wenn das Handynetz zusammenbricht, können Bürger von dort aus einen Rettungswagen, die Feuerwehr oder die Polizei rufen. Notfallmeldestellen in allen Städten und Gemeinden ein. Ihr Zweck: Wenn das Handynetz zusammenbricht, können Bürger von dort aus einen Rettungswagen, die Feuerwehr oder die Polizei rufen.
Auch Mobilfunkantennen brauchen Strom
Das Grundproblem: Ohne Strom funktionieren über kurz oder lang auch keine Handys mehr. „Die Mobilfunkantennen brauchen zum Betrieb ebenfalls Strom“, sagt Kreisbrandmeister Gerd Pürzel. Natürlich seien die Antennen mit Akkus als Puffer ausgerüstet. Doch diese hätten allerhöchstens Saft für zwei Stunden. Bei einem Blackout oder auch einen anderen, lang anhaltenden Stromausfall breche deswegen auch das Mobilfunknetz zusammen. Für diese Zwecke sind die 124 Notfallmeldestellen gedacht, die bis Jahresende fertig sein sollen. In kleineren Dörfern gibt es vielleicht nur eine, in den größeren Städten dagegen mehrere. Dorthin können Bürger bei einem Ernstfall kommen, um einen Notruf abzusetzen.

Die erste dieser Notfallmeldestellen ist am Donnerstag offiziell in Betrieb genommen worden. Sie befindet sich in der Rettungswache in Heinsdorfergrund im Gewerbegebiet Kaltes Feld – also direkt am Autobahnzubringer von Reichenbach zur Auffahrt auf die A 72. Wie findet man in Notfall die anderen 123? Dafür hat der Landkreis auf seiner Homepage den Link www.vogtlandkreis.de/notfallmeldestellen eingerichtet. Landrat Hennig empfiehlt dringend, sich dort frühzeitig zu informieren, wo man im Fall der Fälle hin muss. „Wenn Strom und Netz weg sind, ist es zu spät, danach zu googeln“, so der Kreischef. Meist werde man die Notfallmeldestellen in Rathäusern, Feuerwehrgerätehäusern und ähnlichen öffentlichen Einrichtungen finden. Auffällige rote Schilder und Fahnen sollen den Weg weisen.
Dort greifen Feuerwehrleute oder Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wie dem Arbeiter-Samariter-Bund, dem Deutschen Roten Kreuz oder der Johanniter-Unfall-Hilfe zum Funkgerät und geben den Notruf auf diese Weise an die Rettungsleitstelle nach Zwickau weiter. Andere Anrufe sind dagegen nicht möglich. Wer also beispielsweise besorgte Angehörige informieren will, muss sich einen anderen Kanal suchen. „Die Kommunen sind aufgefordert, sich ebenfalls auf Katastrophenfälle vorzubereiten und dann Bürgerinformationszentren einzurichten“, nennt Landrat Hennig dafür eine Möglichkeit.
Envia liefert Informationen zu
Rund um die Uhr besetzt sind diese Einrichtungen allerdings nur im Ernstfall. „Wir bekommen dazu Informationen des Energieunternehmen Envia“, erläutert Jens Leistner, Geschäftsführer des Rettungszweckverbands Südwestsachen. Deute sich an, dass ein Stromausfall ein größeres Gebiet betreffe und länger andauere, werde Alarm gegeben und die Notfallmeldestellen besetzt. Nicht unbedingt alle 124. Das komme jeweils auf die Größe des betroffenen Gebiets an.

Doch wie erfahren die Bewohner des jeweiligen Gebiets überhaupt davon? „Wir wollen die Bürger über Sirenen, Lautsprecherdurchsagen und die Warnapp Nina darüber informieren“, sagt Jens Leistner vom Rettungszweckverband. Nächstes Jahr – wenn alle 124 Notfallmeldestellen fertig eingerichtet sind, werde man mit einer großen Übung das neue System testen. Einen tatsächlichen großen Stromausfall könne man dabei aber natürlich nicht simulieren.
Halle für Heizgeräte, Zelte, Sandsäcke und vieles mehr
Die neuen Notfallmeldestellen sind nur ein Puzzlestück, mit dem sich der Vogtlandkreis auf mögliche Katastrophenszenarien einstellt. Das kürzlich eingeweihte Brand- und Katastrophenschutzzentrum in Eich ist ein weiterer. Zum einen können dort Feuerwehr und andere Einsatzkräfte für den Ernstfall üben. Dort entsteht aber auch noch eine große Katastrophenschutzhalle – ein Lager für Heizgeräte, Zelte, Sandsäcke und vieles mehr. Nächstes Jahr soll sie gebaut werden. (nie)
Das Original erschien am 18.09.2025 bei der FreienPresse , Sie finden den Originalbeitrag unter https://www.freiepresse.de/vogtland/reichenbach/wenn-das-netz-zusammenbricht-wie-sich-das-vogtland-fuer-einen-blackout-oder-andere-katastrophen-wappnet-artikel13961573